Montag, 3. April 2017

Einmal teilen bitte – Unsere ersten Touren mit Splitboard und Tourenski



Warum muss man eigentlich immer einen Kurs buchen und kann manches nicht einfach mal selber ausprobieren? Ein Blick auf unsere Bankkonten zeigt, dass finanziell kein Kurs möglich ist. Aber das Geld reicht, um sich das passende Rüstzeug für eine Skitour zu leihen. Doch was ist eine gute Route für die ersten eigenen Versuche auf Splitboard und Tourenski? Es herrscht auch dank der frühlingshaften Temperaturen mal wieder Lawinengefahrstufe 3. Also bleibt uns nur ein Aufstieg entlang von Skipisten. Dank dem Alpenverein gibt es eine Aufstiegsroute für Tourenskigeher zum Kreuzeckhaus vom Skilift Garmisch-Partenkirchen Hausberg aus (https://www.alpenvereinaktiv.com/de/tour/pistentour-im-skigebiet-garmisch-classic/16030015/). Diese Tour ist leicht und profitiert zum Teil auch vom Kunstschnee. Für uns scheint diese Tour ideal als Einstieg. Am Abend vor der Tour schaue ich mir YouTube Videos zur Gehtechnik (https://www.youtube.com/watch?v=BMFqicEIPnY) und den Umbau des Boards an. Ich bin begeistert. Das sieht alles überhaupt nicht schwer aus und wird sicherlich überhaupt kein Problem. 


Am Samstag geht unser Zug um kurz nach sieben nach Garmisch-Partenkirchen Hausberg. Wir rechnen damit, dass wir für den Aufstieg zum Kreuzeckhaus länger als die angedachten zwei Stunden brauchen, deshalb wollen wir so früh wie möglich los. Wir leihen uns Splitboards und die Tourenski vor Ort. Der Service ist schrecklich. Online war eine Reservierung vom Splitboard am Vorabend nicht möglich. Am Telefon erhielt Jacqueline die Auskunft, dass wir auch nicht reservieren brauchen, denn es ist noch eine Menge da. Scheinbar sollte man sich den Begriff eine Menge genauer verifizieren lassen, denn die Menge entpuppte sich genau als zwei Boards. Und das ist der gesamte Bestand des Skiverleihs direkt am Lift. Nach langem Anstehen bei der Reservierung geht es in Richtung Verleih. Dort kommt die nächste Überraschung. Beide Boards sind auf Regular eingestellt und ein Umbau nicht möglich. Wie, frage ich. Wieso nicht möglich? Die Ausrüstung kostet wohl gemerkt 35 € am Tag und dafür ist keine Umstellung auf Goofy-Stand möglich? Ich will es nicht ganz einsehen. Nach einem kurzen Streit drückt mir der Typ am Verleih das Board in die Hand und schickt mich in Richtung Werkstatt. Nach fünf Minuten und keiner Diskussion kann es endlich losgehen. Ich schlucke meinen Ärger runter, denn nun ist meine Geduld gefragt. Das Board muss geteilt, die Bindung entsprechend umgesteckt und nicht zu vergessen, die Felle aufgezogen werden. Nach 15 Minuten ist alles fertig, auch ich. Dass das so lange dauert, hätte ich nicht gedacht. Es braucht eindeutig eine gewisse Übung das Board umzubauen. Skitourengeher haben es leichter. Felle aufgezogen und fertig. 


Julia beim Aufstieg
Es geht an den Aufstieg. Gar nicht so leicht. Das sind Bewegungsabläufe die ich noch nie gemacht habe. Die Muskulatur im Hintern gibt mir Recht. Nein, so haben wir uns eindeutig noch nicht fortbewegt. Ich versuche über den Schnee zu gleiten. Wirklich schnell sind wir nicht, aber es geht voran. Der Schnee ist meistens nur noch Eis. Bogentreten-Übungen fallen auf der schmalen und größtenteils vereisten Route aus. An einem steileren Stück möchte ich jedoch unbedingt die Spitzkehre üben. Der Hang hat eine Neigung über 30°, also sollte das passen. Ich stelle die Bretter quer und setzte mit dem Bergski zur Spitzkehre an und plötzlich geht’s für mich auf dem Bauch und mit den Füßen voran bergab. Denn auf dem Eis halten beim Querstehen die Felle nicht. Dafür braucht man Schnee. Schnell gewinne ich an Rutschgeschwindigkeit. Anhalten klappt auch nicht. Mit einem lauten „Aaahhhhh…“ geht das Rutschvergnügen für mich weiter. Glücklicherweise hat der Hang bald ein Ende. Unten angekommen weiß ich auch nicht so recht, wie ich aufstehen soll. Die Bretter und meine Beine sind irgendwie miteinander verknotet. Es dauert ein paar Minuten bis ich mich sortiert habe und mich endlich erheben kann. Nun muss ich alles wieder hoch. Klappt diesmal aber ohne unfreiwillige Talfahrt. Wir steigen weiter auf. Irgendwann frage ich laut, warum ich eigentlich die einzige bin, die schliddert. Just in dem Moment rutscht Marc auf dem Bauch an uns vorbei. Ich ernte von Jacqueline einen bösen Blick und ein „Sowas sagt man nicht laut!“. Scheinbar ist mein Einfluss auf das Universum größer als gedacht. Ich denke vor der nächsten Ziehung für das Mega-Los werde ich mal laut sagen: „Julia gewinnt die Sofortrente!“. 


Leider trägt Marc aufgrund der für März viel zu warmen Temperaturen ein T-Shirt (Merke, auch wenn es warm ist, lieber langärmlig gehen, denn: Rutschgeschwindigkeit + Haut direkt auf Eis = unschöne Schürfwunden.). Bis auf einem aufgeschürften Unterarm fehlt ihm zum Glück nichts. Er kommt sogar ziemlich gekonnt auf dem Hang zum Stehen, steht auf und gleitet auf den Skiern seines Splitboards wieder hoch. Die restliche Tour zum Kreuzeckhaus verläuft weites gehend ohne Zwischenfälle. Einmal haut‘s auch uns Tourenskigeherin hin, aber es muss schließlich auch gerecht zu gehen. Beschämend ist ein wenig unsere Zeit.  Vier Stunden brauchen wir bis zum Kreuzeckhaus. Egal, der Kaiserschmarrn ruft. Doch bevor es in die gute Stube geht, baue ich das Board schon einmal für die Abfahrt um. Man könnte meinen, dass Felle abziehen, Board zusammensetzen und die Bindung umstecken in fünf Minuten erledigt sein muss. Ist es aber nicht. 10 Minuten brauche ich. Geschafft. Nun aber endlich zum Kaiserschmarrn und Hefeweizen, bevor wir uns ins Abfahrtvergnügen werfen.
Ankunft an der Kreuzalm
Marc ist abfahrtsbereit


Trotz übervoller Pisten, ist die Abfahrt ein reines Vergnügen. Unsere Splitboards zeigen sich unglaublich drehfreudig und gleiten schnell durch den Schnee. Tiefschneefahren muss mit diesen Boards ein Traum sein. Vielleicht schaffen wir es in der nächsten Saison endlich mal in den Tiefschnee. Auch Jacqueline, die an diesem Tag zum ersten Mal auf Tourenskiern steht, hat eine Menge Spaß am Abfahren.


Trotz einiger Stürze, unfreiwilliger Abfahrten auf dem Bauch und saumäßigem Muskelkater haben wir ein neues Hobby gefunden. Wir hatten an diesem Tag sogar so viel Spaß, dass wir uns am nächsten Wochenende gleich wieder auf Tour begeben. 


Diesmal leihen wir uns die Ausrüstung beim DAV. Die Splitboards kosten für A-Mitglieder dort nur 18 € am Tag, Tourenski 25 €. Schablone und Schraubendreher für einen Stand-Wechsel sind mit dabei. Ebenso Harscheisen. So muss das! Ich passe mir Zuhause das Board an. Da wir diesmal ein Auto zur Verfügung haben, teile ich das Board bereits und mache alles soweit fertig für den Aufstieg. Da wir erneut am Skilift Garmisch-Hausberg starten werden und ich mich an die Eisflächen gut erinnere, beschließe ich auch gleich mal die Harscheisen an zubringen.


Am Samstag kommen wir ziemlich spät los. Das ist typisch für uns, wenn wir ein Auto haben. Sofort bricht die Bummelritis aus. Bestraft werden wir mit einer langen Parkplatzsuche. Denn alle Parkplätze am Skilift sind belegt. Wir finden einen 500 m weit weg in einer Seitenstraße. Fast zehn Uhr. Jacqueline muss ihre Tourenski und Marc sein Splitboard für den Aufstieg noch fertig machen. Dann kann es endlich losgehen. Ich setze an für den ersten Schritt und ich komme nicht vom Fleck. Blöde Harscheisen denke ich und montiere sie wieder ab. Setze erneut an zum Schritt und bleibe erneut regelrecht kleben. Schlagartig ist mir klar, wo das Problem liegt: Ich habe die Felle falschherum aufgezogen. Peinlich. Aber zumindest weiß ich, dass auf diese Felle verlass sein wird und sie mich am Hang halten werden. Marc hilft mir, die Felle entsprechend umzumontieren und endlich können wir los. Halb elf. Neuer Bummelrekord. Der Aufstieg ist derselbe wie letzte Woche. Leider sind manche Flächen schon schneefrei. Diesmal geht der Aufstieg besser als das letzte Mal. Wir sind schneller und diesmal bleiben auch Rutschpartien aus. Unser Ziel die Hochalm erreichen wir dennoch nicht. Wir kehren zur Pause auf der Kreuzalm ein und danach kann sich niemand von uns mehr für einen weiteren Aufstieg aufraffen. Nach einer langen Pause fahren wir ein wenig wehmütig ab. Denn dies wird unsere letzte Abfahrt bis zur nächsten Saison sein. Gerne wären wir die nächsten Wochenenden wieder auf Skitour gegangen. Doch der Klimaerwärmung sei Dank, ist bereits Ende Februar in Bayern Frühling. 


Wir hatten an diesen beiden Wochenenden viel Spaß. Zwar ist unsere Technik noch nicht perfekt, aber daran werden wir in der nächsten Tourenskisaison intensiv arbeiten. Denn eines ist sicher, uns wird man nur noch sehr selten an überfüllten Liften treffen. Auch habe ich immer gesagt, dass ich nie Skifahren lernen werde. Vorsicht, im nächsten Winter auf den Übungspisten. Denn die kleinen Abfahrten mit den Skiern des Splitboards haben mir viel Spaß gemacht, so dass ich sicherlich eine von vielen Skianfängern sein werde.
Tolle Aussicht auf den Osterfelderkopf


Übrigens habe ich bis heute keine Sofortrente gewonnen…

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen